ERFAHRUNGSBERICHTE UND INTERVIEWS

Unappetitlich, aber wichtig

Text: Nikita Probst | Foto (Header): © Syda Productions – stock.adobe.com

Auf vielen öffentlichen Flächen liegen benutze Spritzen herum. Um dieser Problematik entgegenzukommen, gibt es interessante Speziallösungen.

Auszug aus:

der bauhofLeiter
Ausgabe April 2019
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Im Gespräch
Benedikt Lowinski, Vertriebsleiter bei Hahne & Lückel

 

Herr Lowinski, wie kam es zur Entwicklung des Spritzenbehälters „Florenz“?

Durch den Bedarf. In einer Stadt lagen benutzte Spritzen auf Spielplätzen herum, was zunächst die Eltern der gefährdeten Kinder, die Presse und später die Politik auf den Plan rief. Es sollte schnell Abhilfe geschaffen werden. Je mehr wir uns mit dem Thema befassten, desto mehr Facetten der Spritzenproblematik zeigten sich. Wir sprachen mit den Instanzen, die die Drogenkonsumenten täglich begleiten, und näherten uns so dem heutigen Produkt.

 

Wo werden die Spritzenbehälter bereits eingesetzt?

Die Städte Bielefeld und Düren setzen die Spritzenbehälter ein. Viele Städte und Drogenberatungsstellen haben bereits Interesse bekundet.

Was für Rückmeldungen gibt es aus den Kommunen?

Zunächst verwunderte es uns, dass es kein vergleichbares Produkt auf dem deutschen Markt gibt. Die ersten Rückmeldungen waren somit positiv. Die Kommunen waren froh, dass sich jemand mit diesem Thema beschäftigt. In fast allen Städten gehen von herumliegenden Spritzen Gefahren aus.

 

Wer steht in der Pflicht, die Spritzenbehälter anzuschaffen und aufzubauen – die Kommunen?

Die Kommunen stehen sicher in der Pflicht, hygienische Bedingungen zu schaffen, um die Bürger nicht zu gefährden. Ob diese Pflicht das Aufstellen von Spritzenbehältern beinhaltet, weiß ich nicht. Entscheidend ist, dass die Behälter eingesetzt und die Spritzen so sicher verwahrt werden. Ob nun eine Drogenberatungsstelle, Streetworker, Elterninitiativen, Bauhöfe oder Politiker den Stein ins Rollen bringen, ist für mich Nebensache.

 

Wie schützt Ihre Entwicklung vor Gefahren?

Bei der Entwicklung haben wir großen Wert auf zwei Dinge gelegt. Erstens, dass die Spritzen unerreichbar verstaut werden und zweitens, dass die Entleerung gefahrlos erfolgen kann. Das erste Ziel haben wir durch das schmale Einwurfloch und das schräg darunter angebrachte Rohr erreicht. Dadurch kommen Kinder nicht an die Spritzen heran. Außerdem erfolgt die Öffnung mit einem Spezialschlüssel. Mit einem herkömmlichen Dreikant kommt man nicht weiter. Das zweite Ziel wird durch den geprüften Innenbehälter und den Drehdeckel erreicht, der bei der Versiegelung die Hand schützt.

 

Wie häufig werden die Mülleimer geleert?

Eine Entleerung im klassischen Sinne findet bei dem Produkt nicht statt. Das würde nämlich bedeuten, dass ein Behälter ausgeschüttet wird. Das ist bei benutzten Spritzen ein Vorgang mit hohem Risiko. Auch eine Entleerung per Müllsack kommt aus naheliegenden Gründen nicht infrage. Deshalb enthält der Spritzenbehälter einen durchstichsicheren Innenbehälter, der zunächst versiegelt und anschließend komplett ausgetauscht wird. Dieser Innenbehälter ist speziell für die Entsorgung medizinischer Produkte vorgesehen und hat ein Volumen von 60 l, der Austausch muss folglich nicht wöchentlich erfolgen.

 

Was möchten Sie den Lesern noch gerne mitteilen?

Das Thema Spritzen ist und bleibt unappetitlich. In manchen Städten wird es häufig unter den Tisch gekehrt, da die Verantwortlichen einen Imageschaden befürchten. Ich bin der Meinung, dass genau das Gegenteil richtig ist. Die Drogenkonsumenten sind präsent und die benutzen Spritzen gehören längst zum Alltag. In einigen Städten gibt es Automaten für sterile Spritzen, mobile oder feste Einrichtungen für den Konsum an sich und Programme zur Suchtbekämpfung. Wenn man das Thema ganzheitlich betrachtet, gehört der Schutz der Bevölkerung dazu.

 

Vielen Dank, Herr Lowinski, für Ihre interessanten Antworten!

Weitere Informationen u. a. Werbevideo auf der Internetseite: www.hahne-lueckel.de/index.php?id=171

Der Autor

Nikita Probst

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