ERFAHRUNGSBERICHTE UND INTERVIEWS

Sauberer Schnitt – Akku-betriebene Heckenpflege

Text: Susanne Wannags | Foto (Header): © Stadt Wedel

Immer mehr Kommunen ersetzen ihre Benzin-Motorgeräte durch akku-betriebene Pflegegeräte. „der bauhofLeiter“ hat sich in drei Gemeinden umgehört, in denen die Mitarbeiter jetzt emissionsfrei arbeiten.

Auszug aus:

der bauhofLeiter
Ausgabe Oktober 2019
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Heckenschnitt in Kommunen – für die Mitarbeiter in der Pflege ist das eine anstrengende, schweißtreibende, geruchsintensive und laute Arbeit, wenn sie dafür nur benzinbetriebene Geräte zur Verfügung haben. Kein Wunder, dass immer mehr Städte und Gemeinden auf die leisen, emissionsfreien Akku-Geräte setzen. Wie in Vellmar, wo man am städtischen Bauhof zunächst Heckenscheren verschiedener Anbieter testete, bevor man sich zum Kauf entschied. Dabei hat Bauhofleiter Michael Eichel zu seinem Erstaunen festgestellt, dass sich manches, was für den professionellen Einsatz gedacht ist, dafür gar nicht so gut eignet.

 

Adieu Rücken-Akku …

Ein Beispiel war für ihn eine Heckenschere von Pellenc mit rückentragbarem Akku. Da die Firma eine der ersten war, die mit Akku-Geräten auf den deutschen Markt kam, wollte man sie unbedingt ausprobieren. Abgesehen davon, dass die Preise dieser Geräte vielen Kämmerern Tränen in die Augen treiben, ist das Arbeiten damit mühsam. „Bei 30 Grad den Akku auf dem Rücken zu haben, fanden alle Mitarbeiter sehr unpraktisch“, berichtet Eichel.

Möglich, dass Pellenc auf Kritik von Anwendern reagiert hat. Seit rund einem Jahr gibt es mit der Alpha-Serie nun auch Geräte mit Steck-Akkus. Der Hersteller wirbt mit der robusten Klinge mit einer Dicke von 2,25 mm sowie Zahnöffnungen von 33 mm, die es ermöglichen, auch dicke Äste zu trennen. Die Betriebszeit soll bei etwa vier Stunden liegen.

 

… willkommen Einsteck-Akku

Interner Testsieger in Vellmar war letztlich die Heckenschere HSA 86 Pro von Stihl. Mittlerweile sind fünf Geräte – zwei HSA 86 Pro und je eine HLA 85, MSA 160 T und MSA 160 C im Einsatz, jedes ausgestattet mit zwei Akkus. Hier entschied der Bauhof sich für den AP200 – ein Akku der mittleren Leistungsklasse mit einem Gewicht von 1,3 kg. „Die Geräte waren für uns mit diesen Akkus am einfachsten zu handhaben“, sagt Eichel. Sie tarieren als Gegengewicht zum Schwert die Heckenscheren gut aus.

Zwei Schnittsaisons haben die Mitarbeiter in Vellmar schon hinter sich, bald beginnt die dritte. „Bisher hat noch keiner geschimpft und die Reparaturen gingen auf nahezu Null zurück“, freut sich Eichel. Einziges Manko ist die begrenzte Leistung bei dickeren Ästen – da müssen noch die Benziner ran.

 

Für viele Arbeiten einsetzbar

Im Bauhof Osnabrück setzt man, wo es geht, auf umweltfreundliche Technik, also auch auf Akku-Heckenscheren. Die Geräte mit Einsteck-Akku von Stihl und Husqvarna gehören auch hier zu den Favoriten. „Rücken-Akkus gibt es höchstens beim Laubbläser, wo man sich nicht viel bewegen muss. Und ganz schlimm fanden wir die Gürteltaschen für die Akkus, weil damit der Bewegungsradius extrem eingeschränkt war“, sagt der Bauhofleiter.

Wie in Vellmar gibt es auch hier für die „harten Fälle“ noch ein paar Benzin-Heckenscheren. „Die Leistung der Akku-Technik beim Heckenschnitt liegt im Profibereich verglichen mit der herkömmlichen Antriebstechnik bei etwa 80 %“, schätzt Bauhofleiter Martin Goecke. Für die meisten Anwendungen genügt das. „Einen Maßschnitt bei einer alten Buchenhecke kriegt man damit allerdings schwer hin.“

Doch auch bei den Benzin-Heckenscheren bleibt die Entwicklung nicht stehen. Sie werden optimiert – sowohl hinsichtlich des Gewichts als auch hinsichtlich des Geräuschpegels und der Vibrationen. Für den professionellen Einsatz hat Husqvarna seine 500er Serie vor einiger Zeit um zwei Modelle erweitert. Die Heckenschere 522HD60X eignet sich besonders für Trimmarbeiten, die Modelle 522HDR60X bzw. 522HDR75X mit einem 60 bzw. 75 cm langen Messerbalken für den gröberen Rückschnitt. Mit dem Low-Vib-System und dem individuell verstellbaren hinteren Handgriff verspricht Husqvarna ermüdungsfreies Arbeiten auch mit den benzinbetriebenen Geräten.

Akku-Heckenscheren

Pro
+ keine Abgase
+ geringere Lärmemission
+ weniger Vibrationen
+ 20 bis 30 Minuten Ladezeiten mit Schnellladegeräten
+ mit Einsteck-Akku als Gegengewicht zum Schwert meist gut austariert
+ wartungsarm und reparaturfreundlich

Contra
– Laden der Akkus
– geringere Schnittleistung
– Rücken-Akkus und Gürteltaschen schränken die Bewegungsfreiheit ein.
– Akkus reagieren empfindlich auf Kälte und sollten bei Frost nicht über Nacht im Fahrzeug bleiben.

Seit Jahren umweltfreundlich

Osnabrück gehört zu den Vorreitern in Sachen umweltfreundliches Arbeiten. „Wir haben schon vor fünf Jahren die erste Akku-Heckenschere gekauft“, erinnert sich Goecke. Am Anfang taten sich die Mitarbeiter damit schwer. „Das Gerät wurde zunächst überhaupt nicht akzeptiert.“ Das hat sich mittlerweile grundlegend geändert – in allen Bereichen der kommunalen Grünpflege. „Unsere Baumpfleger arbeiten beispielsweise nur noch mit Akku-Sägen.“ Und auch bei den Teleskop-Heckenscheren sei der Akku ideal. „Sie sind leicht und die Arbeit damit ist weniger anstrengend.“

Eine Stabheckenschere, die sich für private Gartenbesitzer ebenso eignet wie beispielsweise für Hausmeisterdienste, hat Stihl im Frühsommer auf den Markt gebracht. Der Heckenschneider HLA 56 wiegt ohne Akku 3,8 kg. Der Messerbalken lässt sich werkzeuglos in sieben Stufen von +90 bis -45 Grad verstellen – so kann der Anwender sowohl über Kopf als auch vertikal schneiden. Der Schaft ist teilbar und hat eine Gesamtlänge von 2,1 m, das Messer ist 45 cm lang.

 

Akku-Leistung entscheidet

Wie anstrengend Heckenschnitt ist, weiß Benjamin Jensen, Bauhofleiter der Stadt Wedel, aus eigener Erfahrung. „Nur wer selbst jahrelang geschnitten hat, weiß, wie kaputt man nach dieser Arbeit ist.“ Ein wenig Erleichterung bringen seit einiger Zeit zwei Akku-Heckenscheren von Husqvarna. Vor deren Anschaffung stand eine Testphase, in denen sich die Geräte des schwedischen Herstellers und die Akku-Heckenscheren von Stihl gleichermaßen beweisen mussten. „Die Mitarbeiter waren bei uns mit Husqvarna am zufriedensten, vor allem was die Akku-Leistung angeht“, sagt Jensen. In Kürze sollen nochmal zwei Geräte dazukommen. Einig ist sich Jensen mit den Kollegen, was Rücken-Akku und Gürteltasche angeht: „Das schränkt die Bewegungsfähigkeit erheblich ein.“

 

Maschineller Heckenschnitt

Auch wenn die Akku-Heckenscheren leise, emissionsfrei und vibrationsarm sind – anstrengend ist die Arbeit damit noch immer, v. a. wenn man tagelang Hecken schneidet. Deshalb wurde vor zwei Jahren in Wedel ein Heckenschneider von Greentec angeschafft. Er lässt sich an Traktoren und Geräteträger anbauen und macht aus dem Heckenschnitt ein beinahe schon spielerisches Vergnügen. Neben der enormen Arbeitserleichterung und den gesundheitlichen Vorteilen für die Mitarbeiter hat das Gerät viele weitere Pluspunkte: „Es entstehen saubere Schnitte, das Schnittgut wird gleich gemulcht und düngt die Pflanze, außerdem sparen wir Entsorgungskosten“, begeistert sich Jensen. „Natürlich ist es eine Investition, die sich aber bei uns schon in der zweiten Saison amortisiert hat.“ Der Heckenschneider erledigt die groben Arbeiten, mit den Akku-Heckenscheren muss man anschließend einigen Hecken nur noch einen Feinschliff geben.

Schallleistung und Schalldruck

Die Schallleistung ist die akustische Energie, die von einer Schallquelle abgegeben wird. Dabei ist es völlig egal, in welcher Umgebung sich die Schallquelle befindet und wie weit man davon entfernt ist. Sind die Betriebsbedingungen die gleichen, ist auch die gemessene Schallleistung gleich. Der Schalldruck wiederum ändert sich je nach Umgebung und Entfernung. Er besagt, wie laut das Geräusch wahrgenommen wird. Die Schallleistung ist also die Ursache, der Schalldruck die Wirkung, beide angegeben in Dezibel (dB). Vom Schalldruck lässt sich allerdings nicht darauf schließen, wie das Geräusch von einem Menschen tatsächlich wahrgenommen wird – Lautstärke ist eine persönliche Empfindung. Allerdings geht man davon aus, dass eine Erhöhung eines Pegels von 10 dB als Verdoppelung der Lautstärke, eine Senkung um 10 dB als Halbierung wahrgenommen wird. Wenn also der Schalldruckpegel einer Benzin-Heckenschere mit 95 dB angegeben ist, bei einer Akku-Heckenschere desselben Herstellers mit 85 dB, wird diese im Vergleich als halb so laut wahrgenommen werden.

Einmal Akku, immer Akku

Haben Bauhofmitarbeiter erst einmal die Vorzüge der Akku-Technik entdeckt, will sie niemand mehr missen. Freischneider, Motorsägen, Trennschleifer, Laubbläser – nach und nach werden immer mehr Benzingeräte durch batteriebetriebene Maschinen ersetzt. In Vellmar ist es mittlerweile so, dass bei der Entscheidung über eine Ersatzbeschaffung der Elektro-Antrieb dem konventionellen gegenübergestellt werden muss, berichtet Bauhofleiter Michael Eichel. „Bei Fahrzeugen schneidet Elektro gegenüber Treibstoff aufgrund der Kosten meist schlechter ab, bei Kleingeräten sind die Preisunterschiede aber gering.“

Die Zeit für den Heckenschnitt beginnt

Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) verbietet in § 39 Abs. 5 den Heckenschnitt in der Zeit von 1. März bis 30. September. Das bezieht sich allerdings nur auf radikale Schnittmaßnahmen. Schonende Form- oder Pflegeschnitte, wie sie beispielsweise zur Erhaltung der Verkehrssicherheit nötig sein können, dürfen ganzjährig ausgeführt werden. Allerdings regelt § 44 Abs. 1 den Artenschutz. So ist es beispielsweise verboten, wild lebende Tierarten der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzung, Aufzucht, Mauser sowie der Überwinterungs- und Wanderzeiten erheblich zu stören. Die Konsequenz, die für die Mitarbeiter von Kommunen daraus folgt: Auch vor einem schonenden Pflegeschnitt muss eine Hecke zunächst einmal daraufhin geprüft werden, ob dort Vögel nisten. In vielen Städten und Gemeinden, so beispielsweise auch in Wedel, werden Hecken zwischen 1. März und Ende Juni ganz in Ruhe gelassen. „Wir schneiden erst wieder nach Johanni, also nach dem 23. Juni“, sagt Benjamin Jensen. „Dann ist die Brutzeit für viele Vogelarten vorbei und die Jungvögel sind flügge.“

Der Autor

Susanne Wannags
Freie Autorin

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