ERFAHRUNGSBERICHTE UND INTERVIEWS

Pflaster: Reinigung und Pflege

Text: Ulrike Reschke | Foto (Header): © Maik Knötig – Bauhof Wolfach

Pflastersteine sind als Gestaltungselement in Innenstädten beliebt. Der Belag erfordert jedoch regelmäßige Pflege, damit Fugen gleichmäßig bleiben und Oberflächen sauber werden. Die Kommunen packen das sehr unterschiedlich an.

Auszug aus:

der bauhofLeiter
Ausgabe Dezember 2021
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Ob regelmäßige Reinigungsaktionen oder fallspezifisches Beseitigen grober Verschmutzungen: Bei der Pflege von gepflasterten Plätzen und Straßen verfolgen Kommunen unterschiedliche Strategien. Dabei hängen das Vorgehen und auch die Intervalle immer von der Art der Pflasterung ab. Handelt es sich um einen fugenfreien Verbund wie in Rüsselsheim? Oder wurden beispielsweise Granit-, Sand- oder auch Betonsteine verlegt, in deren Fugen sich zusätzlich Schmutz absetzen kann, wie in Wolfach? Unabhängig davon haben alle Städte und Gemeinden ein Ziel: Die Reinigung soll wirtschaftlich und effektiv sowie zeitsparend und nachhaltig sein. Damit der Effekt lange anhält, können Betonsteine beispielsweise versiegelt werden – alle Maßnahmen sollten aber immer nach Rücksprache mit Herstellern, Lieferanten bzw. den Fachfirmen erfolgen, um alles richtig zu machen.

Gepflastert ist beispielsweise die Hauptstraße des Städtchens Wolfach im Kinzigtal (5.800 Einwohner, Baden-Württemberg). Seit dem Bau der Ortsumfahrung vor 20 Jahren ist sie „das Schaufenster vom Städtle“, sagt Bürgermeister Thomas Geppert. Sie habe Platzcharakter. Jeden Mittwoch bauen hier die Verkäufer des Wochenmarkts ihre Stände auf. Die großen Verkehrsströme werden auf der neuen Straße um das Zentrum herumgeleitet, Langholztransporte und Lieferverkehr beanspruchen den Belag dennoch. Pflegearbeiten fanden seit der Innenstadtsanierung vor 15 Jahren in unregelmäßigen Abständen statt. Eine besondere Note hatte die bislang letzte im Jahr 2019. Sie wurde als Aktion mit Bürgerbeteiligung durchgeführt. Neben Stadträten streiften sich Mitglieder des Forum Zukunft Wolfach – ein Zusammenschluss engagierter Bürger, die sich gemeinsam für eine Weiterentwicklung der Stadt mit ihren Ortsteilen einsetzen – die Arbeitshandschuhe über und griffen zum Besen. Die Pflasterpflege als Gemeinschaftsaktion war eins der ersten Projekte der Gruppe, berichtet Bürgermeister Geppert.

„Man hätte auch die Innenstadt für einen halben Tag sperren lassen können“, sagt Thomas Geppert. Durch den Aufruf zur Bürgerbeteiligung jedoch wurden die Arbeiten nicht sang- und klanglos erledigt, sondern seien praktische Öffentlichkeitsarbeit gewesen. „Es darf nicht immer nur heißen, es muss was gemacht werden, und der Bauhof wird’s schon richten“, war der Ansatz laut Geppert.

Ein Samstag war für die Aktion eingeplant, doch dank vieler helfender Hände ging alles schneller als gedacht. Nach etwa drei Stunden sei man fertig gewesen, erinnert sich Geppert, der selbst mit einem Besen in der Hand hinter einem der drei Zwölftonner-Lkw herlief, um den Sand in die Fugen einzukehren. „Das war eine sehr geschmeidige Aktion“, erinnert er sich.

Fünf Profis aus dem Bauhof sorgten im Vorfeld für die fachgerechte (Sicherheits-)Unterweisung, der Bauhof stellte auch die Arbeitshandschuhe und Besen für die insgesamt etwa 20 Helfer. Bauhofmitarbeiter fuhren die drei Kipper, die abwechselnd zwischen Bauhof und Innenstadt verkehrten, den Spezialsand herantransportierten und verteilten, gefolgt von den Freiwilligen. Diese kehrten das Material in die Fugen ein. Die Zusammenarbeit von Laien und Profis habe wunderbar geklappt, sagt Bauhofleiter Maik Knötig, der wie Bürgermeister Geppert den Kehrbesen schwang. „Das war eine Aktion, die richtig gut gelaufen ist“, freut sich Knötig.

„Man könnte so etwas öfter machen“, findet Bürgermeister Geppert. Er denkt dabei an die Pflege von Grünanlagen und Kinderspielplätzen oder innenstadtnaher Wanderwege. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die Idee nach 2019 nicht weiter verfolgt werden. Frühestens im kommenden Frühjahr aber, eher im Herbst 2022, könne eine ähnliche Aktion mit Bürgerbeteiligung wieder stattfinden, sagt Geppert. Die Pflasterpflege sei im Vier Jahres-Rhythmus vorgesehen, ob mit oder ohne Bürgerbeteiligung sei aber noch offen.

Großes Fest – großer Schmutz

Zum Hessentag 2017 wurde am Rüsselsheimer Landungsplatz der Bereich des Mainvorlands umgestaltet und wie andere Innenstadtbereiche neu gepflastert. Nach der Veranstaltung mit rund 1,4 Millionen Besuchern sah das Pflaster alles andere aus als neu: Fettflecken und Ölrückstände verschandelten den hellgrauen, zuvor makellosen Bodenbelag. Eine vom Städteservice – der Zusammenschluss der Bauhöfe Raunheim und Rüsselsheim – beauftragte Firma rückte den Flecken mit einem Spezialfahrzeug zu Leibe. Vier Tage habe die Reinigung der 800 Quadratmeter großen Fläche gedauert, berichtete „Echo online“ damals. Vorab hatte das Städteservice-Team versucht, die gröbsten Verunreinigungen mithilfe eines Hochdruckreinigers zu beseitigen. Das Problem lag jedoch tief: Das offenporige Pflaster ließ Flüssigkeiten und Fett eindringen, eine Tiefenreinigung war erforderlich. Deshalb waren Spezialisten mit Spezialmaschinen gefragt.

Über die Reinigung durch eine im Anschluss an den Hessentag 2017 beauftragte Firma sagt Markus Schmied, Abteilungsleiter Technische Dienste Städteservice Raunheim Rüsselsheim AöR: „Das war eine einmalige Aktion.“ Die Kosten waren bereits im Gesamtbudget der Veranstaltung enthalten. Laut Markus Schmied handelt es sich bei der gepflasterten Fläche um einen fugenfreien Verbund. Eine Reinigung wie die geschilderte sei deshalb nur nach größeren Veranstaltungen wie dem Hessentag erforderlich, wenn es etwa Fettrückstände und Fettflecken zu beseitigen gilt, oder bei mutwilliger Verschmutzung. Vorteil des fugenfreien Verbunds sei das Fehlen von Fugen, in denen sich Zigarettenstummel oder Kaugummis absetzen können, die nur mühsam wieder zu entfernen sind. Eine regelmäßige Auffrischung der Fugen ist demzufolge ebenfalls nicht erforderlich. Das Pflaster ist laut Schmied massiv, etwa zehn bis 15 cm stark und „für dauerhaft“ gemacht.

 

Spezialmaschine für den Bauhof

Korbach (Hessen) ließ im März 2020 in der gepflasterten Fußgängerzone eine große Reinigung im Heißdampf-Hochdruckverfahren durchführen, eine lang geplante Grundreinigung, sagte Bürgermeister Klaus Friedrich der Lokalpresse. Kaugummirückstände und Fettflecken lösten sich durch das Verfahren rückstandsfrei. Anschließend wurden die Fugen neu verfüllt. „In diesem Jahr werden wir voraussichtlich keine Fremdbeauftragung erteilen“, teilte Bürgermeister Friedrich uns auf Nachfrage zu den weiteren Plänen mit. Die Reinigungsmaßnahme im vergangenen Jahr habe 30.000 Euro gekostet.

Seit dem Frühjahrsputz wird das Pflaster händisch und „nach Möglichkeit“ einmal pro Woche mit einer Kleinkehrmaschine gesäubert, sagt Timo Schönweitz, Abteilungsleiter Bauhof der Hansestadt Korbach (60 Mitarbeiter). Er ergänzt: „Jedoch wird mit dieser Methode kein vergleichbares Ergebnis erzielt wie mit einer Spezialmaschine.“ Er beschäftige sich seit geraumer Zeit mit dem Thema. „Wir haben uns viele Informationen über Spezialmaschinen eingeholt und uns auch Maschinen vorführen lassen“, sagt Timo Schönweitz.

Für das Haushaltsjahr 2022 sei geplant, eine Spezialmaschine anzuschaffen, die Hochdruck mit Saugfunktion kombiniert. „Im Haushaltsentwurf des Jahres 2022 ist ein entsprechender Betrag von ca. 100.000 Euro für den Erwerb einer Spezialreinigungsmaschine vorgesehen“, präzisiert Friedrich. Mit der neuen Maschine werde man die Pflasterflächen zweimal pro Jahr reinigen, sagt Schönweitz über die Pläne der Stadt zur Sauberkeit der Bodenflächen.

Die Autorin

Ulrike Reschke
Freie Journalistin
redaktionreschke.blog

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