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Lehrgang zur Bauhofleitung

Text: Sonja Mayer | Foto (Header): © Forum Verlag Herkert

Umfassende Kenntnisse über die vielen Tätigkeiten einer Führungskraft am Bauhof: Das erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der neuen Weiterbildung zur Bauhofleitung – und noch viel mehr.

Auszug aus:

der bauhofLeiter
Ausgabe Dezember 2021
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Corona ist es eigentlich zu verdanken, dass ab 12. Oktober 2021 Beschäftigte kommunaler Bauhöfe zum ersten „Lehrgang zur Bauhofleitung“ in Würzburg zusammenkamen. 2020 hatte der Forum Verlag Herkert bereits pandemiebedingt alle Präsenztermine von den bauhofLeiter-Führungstagen bis zu den bauhofLeiter-Praxistagen absagen müssen. 2021 drohte das gleiche Schicksal. Im Verlag grübelte man: Welche Angebote benötigen Bauhofleiterinnen und –leiter gerade jetzt? Wo können wir als Verlag Unterstützung bieten? Den Weg dafür frei machte der Leiter des Produktmanagements, Marcus Edholzer: „Die Idee für einen Lehrgang hatten wir schon länger. Jetzt war die Zeit reif, einen umfassenden Kompaktlehrgang anzubieten, der auch auf die zeitlichen Bedürfnisse der Teilnehmenden abgestimmt ist. Da sahen wir die Möglichkeit, einen klaren Mehrwert zu bieten – trotz oder gerade wegen der Pandemie.“

 

Nöte der Bauhöfe kennen – ein Muss

Die erfahrene Produktmanagerin Leonie Fietz scannte den Markt, befragte Bauhofleiter, steckte mit Kolleginnen aus dem Verlag die Köpfe zusammen. Rückblickend erzählt sie: „Mir war wichtig, dass wir die richtige Mischung aus Breite und Tiefe in der Wissensvermittlung finden und versuchen, möglichst alle Aufgaben, die Bauhöfe übertragen werden können, abzudecken. Gleichzeitig sollte der Lehrgang ‚on the job‘ möglich sein. Deshalb entschieden wir uns für die Eine-Woche-Variante.“ Ein entscheidender Punkt war auch die Referentenauswahl. Chefredakteurin Sonja Mayer ergänzt: „Wir wollten Vortragende gewinnen, die nicht nur oberflächlich wissen, was das Bauhofpersonal zu tun hat, sondern auch aus persönlichen Gesprächen und Erfahrungen wirklich um die Sandwichposition der Leiterinnen und Leiter wissen – immer zwischen der Bürgerschaft einerseits und den Anforderungen der Verwaltung andererseits.“ Rechtsanwalt Tobias Oest wurde für den rechtlichen Part ausgewählt. Oest hatte bereits mit seiner Kollegin Katharina Strauß mehrere Seminare und Webinare zum Vergaberecht für Bauhöfe für den Verlag gehalten und berät in der Kanzlei Köhler & Klett seit Jahren auch Kommunen mit Bauhofbezug. Trainer und Coach Johann Detlev Niemann wurde mit der Vermittlung der Führungsthemen betraut. Niemann begleitet mit seiner gleichnamigen Unternehmensberatung ebenfalls seit Jahren kommunale Bauhöfe in Personalfragen und ist vielen als Referent der bauhof-Leiter-Führungstage ein Begriff. Diplom-Ingenieur Tobias Wilms wurde der Part „Aufgaben am Bauhof“ übertragen. Wilms war sieben Jahre Bauhofleiter in Bad Sassendorf sowie Fachdienstleiter in der Stadt Arnsberg für die Bereiche Grünfläche, Friedhof und Forst. Seit 2018 berät er kommunale Betriebe bei INFA, darunter auch viele Bauhöfe. Auch Wilms ist vielen treuen Kunden bereits durch seine Vorträge auf einigen bauhofLeiter-Veranstaltungen ein Begriff.

Im Juni stand das Konzept, doch wie konnte der Lehrgang durchgeführt werden? Digital in jedem Fall, aber auch in Präsenz? Wenn ja, mit welchen Auflagen und wo in Deutschland? Letztlich entschied man sich dafür, beide Varianten anzubieten, im Oktober in Würzburg und im November in digitaler Form. Die langjährige Event-Managerin im Fachverlag, Katharina Kruck, organisierte das Hotel Wittelsbacher Höh über den Dächern von Würzburg. Kruck wörtlich: „Wir hatten Glück. Andere Anbieter rechneten ebenfalls mit der Möglichkeit, ihre Veranstaltungen in Präsenz durchzuführen und versuchten vielerorts ebenfalls ein verkehrsgünstiges Hotel zu ergattern.“

Die Testphase – erfolgreich!

“Es ist immer ein aufregendes Gefühl, wenn das fertige Konzept in den Test geht“, sagt Fietz. „In den Test gehen“ bedeutet, dass Mail- und Briefwerbung verschickt wird. Nur bei genügend Anmeldungen kann das Event tatsächlich durchgeführt werden – betriebswirtschaftliche Notwendigkeit und gängige Praxis unter Anbietern. Kurze Zeit nach dem Start der Werbung war klar: Der erste Lehrgang in Würzburg hatte einen Nerv getroffen und würde – trotz Corona – stattfinden können. Das hieß: Der Tagesablauf musste mit den Referenten weiter abgestimmt, die Skripte beauftragt, ausgearbeitet, aufbereitet und gedruckt, die Lehrgangsordner bestellt, das Hotel gebrieft, die aktuellen Pandemie-Bedingungen erfragt, Hotelzimmer gebucht, der Abschlusstest organisiert und Rückfragen beantwortet werden. „Auch, wenn das die Phase ist, in der man kaum zum Luft holen kommt, ist es doch auch ein schöner Abschnitt in der Produktentwicklung. Wir hatten sogar eine Warteliste, die wir anzapfen mussten. Das war schon toll“, ist Fietz stolz.

 

Ein großer Moment – die Eröffnung

Am 12. Oktober eröffneten Sonja Mayer und Tobias Oest, unterstützt durch die Auszubildende zur Medienkauffrau Digital und Print, Fabienne Niggl, den ersten Lehrgang. „Vor uns saßen 19 Bauhofleiterinnen und Bauhofleiter, die sich vom Bodensee bis Hamburg, von Landau bis Leipzig, von Niederbayern bis Niedersachsen aufgemacht hatten, unsere Weiterbildung zu besuchen. Ich hatte offen gestanden Tränen in den Augen. Man denkt an die vielen Stunden, die alle Beteiligten in das Konzept gesteckt haben und ist einfach stolz und gerührt. Ich dachte aber auch an Leonie Fietz, die aus Krankheitsgründen leider nicht wie geplant dabei sein konnte, aber doch das Herzstück des Lehrgangs ist. Das war nicht einfach“, gesteht Mayer rückblickend.

 

Viele Diskussionen – inklusive

Wie der Lehrgang ankommen würde, musste sich in den kommenden Tagen zeigen. Würde die Zeit ausreichen, das angekündigte Wissen zu vermitteln? Würde man die Erwartungen der Teilnehmenden erfüllen können? Würden sie sich auch wohlfühlen und unter einander verstehen? „Aus Erfahrung weiß ich, dass eine Fortbildung mit einer guten Vorbereitung und einem erfahrenen Referententeam in den allermeisten Fällen funktioniert. Aber mir fiel schon ein Stein vom Herzen, als gleich in der ersten Stunde eine Diskussion aufkam“, räumt Mayer lachend ein.

Diskutiert – und manchmal auch lamentiert – wurde in den darauffolgenden Tagen viel: zum Beispiel über den Umgang mit Haftungsfragen, über die steigenden Erwartungen der Bürgerschaft, über den Druck, der die Gemeindeverwaltung ausübt, über fehlende oder veraltete Technik und dem großen Wunsch nach mehr Anerkennung, aber auch über viele praktische Fragen, etwa über eine arbeitgeber- sowie arbeitnehmerfreundlichen Organisation der Rufbereitschaft, der Personaleinteilung im Winterdienst oder über eine „zeitfreundliche“ Vergabepraxis, die trotzdem rechtskonform ist. Die Referenten konnten viele Tipps geben, Auswege skizzieren, konkrete To Do´s vorschlagen – oder einfach mal nur zuhören. Neben den Fakten rund um den Bauhof profitierten die Teilnehmenden auch vom Austausch untereinander, was auch positiv auf vielen Feedbackbögen vermerkt wurde – ganz so, wie das von Verlagsseite gedacht gewesen war. „Als ich die Gruppe am Donnerstag übernahm, hatte sich schon eine gute Gemeinschaft gebildet, die sich auch abends weiter besprach und fleißig Visitenkarten verteilte“, bemerkt auch Wilms.

 

Der digitale Bauhof – digital

Das Modul „der digitale Bauhof“ wurde beim ersten Lehrgang am 4. November online angeboten, das Hotel hatte für den fünften Tag keine Kapazitäten mehr gehabt. Fietz, die zum ersten Mal „ihren“ Lehrgang in der Umsetzung erleben konnte: „Es hat großen Spaß gemacht. Alles funktionierte reibungslos, da sich die Teilnehmenden und Herr Wilms bereits kannten.“

Am Ende konnten die Verlagsmitarbeiterinnen noch ein Geschenk präsentieren: das kostenlose Online-Fachgespräch mit Bauhofleiter Walter Kreutle am 15. Dezember, 9-11h. In seinem Bauhof in Ehingen (bei Ulm) wurde jüngst die Leistungserfassung für die über 40-köpfige Belegschaft digitalisiert (Software mpsARES). Derzeit läuft die Dokumentation per Hand und Handy nebeneinander her, ab Januar soll umgestellt werden. Kreutle berichtet in seinem Vortrag über seine Erfahrungen, und darüber, was er aus heutiger Sicht bereits anders machen würde. Bei Interesse können sich schnelle Leser gerne noch anmelden unter redaktion@bauhof-leiter.de. Unter der Zuhörerschaft sind auch Teilnehmende des Online-Lehrgangs vom November. Diesen konnte der Verlag ebenfalls zur großen Zufriedenheit der Teilnehmerschaft durchführen. Weitere Termine sind im Frühjahr und Herbst 2022 in Präsenz und online geplant. Infos & Anmeldung unter www.bauhof-leiter.de.

Die Autorin

Sonja Mayer
Chefredaktion

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