VERANSTALTUNGEN

Nachbericht bauhofLeiter-Praxistage 2021 – Endlich wieder Bauhofluft schnuppern!

Text: Ralf Hermann Melber & Sonja Mayer | Foto (Header): © FORUM Verlag Herkert GmbH

Anfang des Jahres noch undenkbar, im Herbst Realität: In Präsenz fand an drei Orten der bauhofLeiter-Praxistag statt – das seit 2011 etablierte Kombiformat aus Weiterbildung und Austausch auf dem Bauhof.

Nach pandemiebedingter Pause konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im September endlich wieder live weiterbilden und mit anderen Bauhofkolleginnen und -kollegen austauschen. Bis zuletzt hatten die Betreuungskräfte aus dem Forum Verlag Herkert, Ralf Hermann Melber und Sonja Mayer, gebangt, ob sie die jeweilige Veranstaltung würden eröffnen können. Aber tatsächlich begann bei gutem Wetter in Ahrbergen/Sarstedt (Niedersachsen), in Mechtersheim/Rülzheim (Rheinland-Pfalz) und Finningen/Staig (Bayern/Baden-Württemberg) der Morgen wie angekündigt mit Vorstellung und Fachvortrag in den angemieteten Hotels.

Die drei Referenten, Baumfachmann und Arbus-Inhaber Peter Klug, die Diplom-Ingenieurin und Baumsachverständige Martina Lewald-Brudi sowie der Diplom-Forstwirt und INOVAGIS-Inhaber Moritz Wurm, lieferten mit vielen Beispielfotos einen runden Überblick über Baumpflege und Baumkontrolle. Während und im Anschluss an den Vortrag konnten Praxisfragen beantwortet werden.

In Neu-Ulm fragte ein Teilnehmer etwa, wie man damit umgehen soll, wenn der beauftragte Baumkontrolleur zwar gefühlt tausend Mängel entdeckt, aber man im Bauhof schlicht kein Personal für die Pflegearbeiten habe. Lewald-Brudi antwortete: „Ich würde Ihnen empfehlen, die Mängelliste an die nächsthöhere Stelle weiterzugeben, damit es nicht bei Ihnen liegen bleibt. Ich selbst kenne eine solche Liste. Ich habe auch schon Alleen sperren lassen, um den Druck auf die Gemeinde zu erhöhen. Das hat letztlich funktioniert.“

Am Vormittag konnten sich die Gäste auch über die Produkte zweier Aussteller informieren. An allen Standorten führte derHersteller Pellenc seine Akkugeräte vor. Dessen Impulsvortrag zu „Akkugeräte sicher & langlebig betreiben“ bekam zudem gute Kritiken. Außerdem präsentierte die Firma Draht Müller Wellengitter in Ahrbergen und Mechtersheim ihr Laubboxen-System, inNeu-Ulm führte weed concept seine Wildkrautbeseitigungsgeräte vor. Nach dem Mittagessen fuhren die Teilnehmenden zu den nachgelegenen Bauhöfen zu Besichtigung und Austausch.

Sarstedt: Fachkräftemangel wie überall

Im niedersächsischen Sarstedt ist der Bauhof seit 2016 auf einem 12.000 qm großen Areal beheimatet. Zirka 3,5 Millionen Euro kostete der Neubau, bei dem ein Wärmeverbundsystem zum Einsatz kam. Wie in der Branche üblich, wurden auch die Dinge angesprochen, die man heute anders machen würde. Diese offene Kultur mündete in einen regen Austausch der Teilnehmenden untereinander. Bei solchen Gelegenheiten tauschen sich Bauhofleiter intensiv darüber aus, welche Produktlösungen oder Verfahrensweisen sie in einem jeweiligen Einsatzbereich anwenden. Nach der langen Corona-Pause war man sich einig, dass eshöchste Zeit war, sich wieder zu treffen und mit Praktikern auf Augenhöhe zu fachsimpeln.

Besonders beschäftigte die Sarstedter die Frage, wie man aufgrund der laufenden Personalnot Fachpersonal bekommen kann, das sich lieber auf dem freien Markt eine Stelle sucht.

Damals und heute in Rülzheim

Im rheinland-pfälzischen Rülzheim öffnete der gleichnamige Bauhof seine Tore. Dieser ist in einem modernen Multifunktionsgebäude gemeinsam mit der Feuerwehr und den Elektro- und Fernwärmeversorgungsunternehmen der örtlichen Gemeindewerke untergebracht. Edelrostender Corten-Stahl an der Fassade sorgt dafür, dass diese extrem wartungsarm und widerstandsfähig ist. Drei Gruppen, die jeweils einem Leiter vor Ort folgten, begutachteten mit regem Austausch die verschiedenen Arbeitsräumlichkeiten und Hallen.

Selbst betagte Fahrzeuge kommen auf diesem Bauhof neben einigen Neuanschaffungen noch zu Ehren und machen den beständigen technischen Fortschritt sichtbar. Dementsprechend war – ähnlich zu Sarstedt – das Thema Digitalisierung allgegenwärtig. Dabei zeigte sich auch, dass man sich Gedanken macht, wie man die Belegschaft für moderne Wege begeistern kann. Am Beispiel Rülzheim wird deutlich, wie sich ein Bauhof auf die Zukunft einstellt und gegenüber der Bürgerschaft als kompetenter Dienstleister im öffentlichen Raum auftritt.

 

Staig: Tue Gutes und sprich darüber

Nach der Begrüßung des stellvertretenden Bürgermeisters Erich Kienhöfer erläuterte Bauamtsleiter Thomas Bailer den Weg zum neuen Bauhof im baden-württembergischen Staig an der Grenze zu Bayern: wie zerstreut Fahrzeuge und Materialien in verschiedenen Örtlichkeiten in Staig vor dem Neubau gelagert worden waren, wie lange man die sieben Gemeinderäte hatte überzeugen müssen, wie skeptisch auch die Staiger Bürger schaft gegenüber dem 2,1-Millionen-Bau war, wie man versuchte und versucht, diese Skepsis mit einer fleißigen Pressearbeit in den Griff zu bekommen. Beispielsweise wurden bei der Eröffnungsfeier 2018 nicht nur die Bauphasen ausgestellt, sondern auch mit Bildund Text die vielfältigen Tätigkeiten des Bauhofs auf Stellwänden dargestellt; eine Öffentlichkeitsarbeit mit Vorbildcharakter, die sich laut Bailer eindeutig auszahlt und online jederzeit eingesehen werden kann (siehe www.staig.de/de/rathaus/bauhof.php). Zeit, auch eigene Anliegen ausführlich zu besprechen, stand allerorts ausreichend zur Verfügung. Gegen 16 Uhr löste sich die Bauhofgemeinde dann auf – mit durchweg positivem Feedback für die Organisation und Betreuung; und vielen Themenwünschen, darunter Artenvielfalt, Digitalisierung,  Fuhrparkmanagement, Themenvielfalt Bauhof, Unkrautbekämpfung, Baumkontrolle-Neuerungen, Vorstellung kommunale Neugeräte, Gefahrstoffe oder der Klassiker: Winterdienst. Fazit des Verlags: Das gute Feedback machen – wie in jedem Jahr – hauptsächlich die örtlichen Bauhöfe möglich, die neben ihres Arbeitspensums für die Praxistage gerne ihre Tore öffnen und offen über ihren Arbeitsalltag Auskunft geben. Deshalb geht der ausdrückliche Dank nochmals an die Bauhöfe in Sarstedt, Rülzheim und Staig. Gleichzeitig herzlichen Dank an die Teilnehmenden sowie den Sponsoren für ihr entgegengebrachtes Vertrauen.

Die Autoren

Ralf Hermann Melber & Sonja Mayer

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