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Fünfzehn Igelhotels in Baden

Text: Marcus Schütterle | Foto (Header): © Gemeinde Brühl

Früher erwarteten die Einwohner Brühls, dass der Bauhof ihre mit Laub gefüllten Säcke abholt. Mittlerweile gibt es dafür feste Plätze – Quartiere mit kleinen und stachligen Bewohnern.

Auszug aus:

der bauhofLeiter
Ausgabe Oktober 2022
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Wie jedes Jahr verlieren die Bäume auch in der badischen Gemeinde Brühl im Rhein-Neckar-Kreis ihre Blätter. Mittlerweile beginnt dies meist schon Mitte September. Bürger sammeln zwar das Laub auf den Gehwegen, platzieren es dann aber in Säcken an den Baumscheiben – ganz nach dem Motto: „Der Baum gehört der Gemeinde, also ist es auch euer Laub!“ Aber wohin damit?

Eine Brühler Einwohnerin hatte dazu einen Plan: Mit ihrer Idee, Winterquartiere für Igel zu errichten, wandte sie sich an den Bauhof der Gemeinde. Dort war man zuerst skeptisch: Wie reagieren die Igel über die Saison, wenn ständig Autos im Ort vorbeifahren und der Bauhof mit Laubläser und Laubsauger an den Winterschlafplätzen vorbeizieht? Nichtsdestotrotz entschlossen sich die Bauhofmitarbeiter 2015, einen Versuch zu starten – die Geburtsstunde des Projekts „Igelhotel“.

Begonnen wurde mit zwei Quartieren. Diese bestehen aus einem Komposter aus Metallgittern (Ausmaße: 1 x 1 x 0,8 m) mit einer ovalen Öffnung an zwei Seiten. Die Ecken wurden zusammengeschweißt, damit die Einrichtungen vor Vandalismus und Diebstahl weitestgehend gesichert sind.

Die Komposter werden draußen schließlich so aufgestellt, dass die Eingänge für die stachligen Bewohner zur wetterabgewandten Seite weisen. Und die mit Laub gefüllten „Hotels“ kommen an. Bereits im ersten Jahr nisteten sich zwei Igel für den Winterschlaf ein.

Der schnelle Erfolg führte dazu, dass der Bauhof Brühl in der Folge aufstockte: Mittlerweile gibt es 15 Igelhotels, die von September bis Anfang Mai aufgestellt werden – beinahe alle sind belegt.

Die Standorte für die Unterkünfte sind so zu wählen, dass die Komposter auch im Winter sehr schattig liegen. Durch direkte Sonneneinstrahlung kann sich das aufgesammelte Laub erwärmen und der Igel könnte vorzeitig aus seinem Winterschlaf erwachen. In Brühl lagern die Igelhotels im Park, gut geschützt zwischen Sträuchern, im Freibad und an Alleen mit breiten Grünstreifen und Hecken. Eingezäunte Sportplätze mit vielen Hecken und Sträuchern bieten sich ebenfalls an.

Die Einwohnerinnen und Einwohner im Ort wussten zu Beginn wenig mit den neuen Kisten anzufangen und zweckentfremdeten sie zeitweise als Abfalleimer. Durch einen Aufruf im Gemeindeblatt wurde der Sinn der Quartiere erläutert, zusätzlich stehen Schilder vor den Igelhotels, um letzte Unklarheiten auszuräumen. Mittlerweile hat die Einwohnerschaft verstanden, worum es geht. Viele Bürgerinnen und Bürger legen gesammeltes Laub nun nicht mehr an Baumscheiben ab, sondern befüllen direkt die Hotels.

Der Autor

Marcus Schütterle
Bauhofleiter der Gemeinde Brühl in Baden

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