TIPPS UND INFOS
Pflege von Gewässern
Text: Jürgen Sepp | Foto (Header): © Jürgen Sepp
In vielen Städten und Gemeinden gibt es Biotope, Feuchtgebiete, kleinere Teiche, Weiher und Seen sowie Regenrückhaltebecken. Diese müssen natürlich ebenfalls gepflegt werden.
Auszug aus:
der bauhofLeiter
Ausgabe Dezember 2018
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Bei öffentlichen Gewässern soll ein Überhandnehmen von Bewuchs, insbesondere mit unerwünschten oder stark wuchernden (invasiven) Pflanzen vermieden werden – sei es über oder unter Wasser. Auch ein zunehmendes Verlanden (Eutrophierung) von Gewässern will unterbunden werden, hier spielt auch das Thema Hochwasserschutz oftmals eine Rolle.
Ein weiteres großes Thema stellt meist die Wasserqualität in geschlossenen Gewässern (künstlich gegen den Untergrund abgedichtet, oft mit Niederschlagswasser gespeist) dar, insbesondere wenn diese bereits etwas riechen oder offensichtlich etwas nicht mehr passt.
Bei allen anfallenden Arbeiten gilt es, eine Vielzahl von Punkten zu beachten, v. a. Vogelschutzzeiten primär bei Schilfflächen, Laichzeiten bzw. der Amphibienschutz in Biotopen und Gewässern. Das geht des öfteren so weit, dass für Arbeiten nur ein Zeitfenster von 1-4 Wochen genehmigt wird.
Rückschnitt von Pflanzen
Von Oktober bis Ende Februar werden im Regelfall die Rückschnitte von Schilfflächen an Gewässern, in Biotopen und Regenbecken erledigt. Hier ist v. a. darauf zu achten, dass die Pflanzen gemäht und das Schnittgut entfernt wird. Ein Mulchen ist im Regelfall in Bezug auf Amphibien etc. nicht zulässig und auch nicht sinnvoll, da sich hier durch die Verrottung der Untergrund weiter aufbaut und die Flächen zusehends verlanden. Dies wird insbesondere bei Flächen zum Rückhalt von Oberflächenwasser kritisch. An zugänglichen Flächen lässt sich das meist gut mit dem eigenen Bauhof oder regionalen bewährten Dienstleistern erledigen.
Aufwendiger gestaltet sich der Rückschnitt in Gewässern, überstauten Flächen und Feuchtgebieten, welche von herkömmlichen Maschinen nicht befahren werden können. Das ist häufig ein Grund, weshalb diese Arbeit vernachlässigt wird oder mühsam von Hand erledigt werden muss. Meist ist dies mit dem bestehenden Mitarbeiterstamm nicht zu bewältigen.
Hier kann dann ein spezialisiertes Unternehmen, z. B. mit einer Amphibienmaschine, effektiv die anfallenden Arbeiten erledigen und so den Bauhof spürbar entlasten. Denn dabei fällt nur noch der Abtransport des Schnittguts an.
Gerade auch bei Biotopen bzw. kleineren Gewässern wird alle paar Jahre eine Entschlammung notwendig. Denn abgestorbene Pflanzenteile, Laub, usw. sinken ab und sedimentieren. Dies führt zur Ausbildung einer Schlammschicht am Teichgrund und im Randbereich, oft einhergehend mit Wurzelmasse. Gerade diese Arbeiten dürfen oft nur in einem engen Zeitfenster erfolgen und bedürfen einer rechtzeitigen Planung.
Unterschiedliche Gerätschaften
Falls das Gewässer abgelassen werden kann und „Flurschäden“ keine allzu große Rolle spielen, können die Arbeiten mit einem größeren Gerät ausgeführt werden. Gerade bei sensibleren Stellen kommt ein Schwimmbagger bzw. eine Amphibienmaschine zum Einsatz. Damit lässt sich auch in einem Weiher mit nicht tragfähigem Untergrund einfahren und der Schlamm wird entfernt.
Das heißt, dass hier nicht ausschließlich schweres Gerät notwendig ist – mit dem kleinen Schwimmbagger lässt sich Sediment Richtung Ufer verfrachten und von hier mit einem größeren Bagger leicht entnehmen und verladen. Somit werden Schäden am Teichgrund und im Arbeitsbereich auf ein absolutes Minimum reduziert.
Alternativ kann bei tieferen Gewässern oder sehr losem Sediment mit einer Saugpumpe gearbeitet werden. Je nach Beschaffenheit des Materials (Beprobung oft notwendig), wird das direkt auf Ackerflächen, in Senken zum Absetzen und späteren Abtransport oder in Transportbehälter usw. gepumpt.
Wenn alle „einfachen“ Möglichkeiten der Schlammentsorgung nicht möglich sind, so kann das geförderte Material auch mit einem Flockungsmittel versetzt und in Geotubes gepumpt werden. Von hier aus kann es dann binnen weniger Tage abtransportiert werden. Dies ist allerdings eine recht aufwendige und kostenintensive Methode.
Gräben sind keine Lagerflächen
In vielen Orten gibt es kleinere Bachläufe und Gräben, welche durch komplett bebautes Gebiet führen und für Pflegemaßnahmen eigentlich nicht zugänglich sind. Zumal werden die vorhandenen Uferbereiche von den Anliegern gerne zur Grüngutentsorgung missbraucht. Dabei wird meist verdrängt, dass diese kleinen Gräben bei Starkregenereignissen eine wichtige Funktion haben und deshalb von übermäßigem Bewuchs und Anlandungen frei gehalten werden sollten. Gerade auch durch die Grüngutentsorgung der Anlieger besteht dann zusätzlich das Risiko, dass Wasser nicht abfließen kann, weil z. B. Rohrdurchführungen verstopfen.
Hier ist es oft ausreichend, wenigstens jährlich mit dem Freischneider zu mähen und dadurch v. a. auch aufkommende Gehölze in Schach zu halten. Allerdings ist auch das meist mühevolle Handarbeit und entsprechend zeit- und personalintensiv.
Gute Dienste – insbesondere wenn die Arbeit nicht mehr manuell erledigt werden kann – würde hier z. B. ein kleiner Schreitbagger, ausgestattet mit Tiltrotator, Mähkorb und Grabenschaufel, leisten. Damit lässt sich üblicher Bewuchs mähen und die Anlandungen sowie im Bachlauf aufgewachsene Grasbüschel entfernen. Vor allem halten sich Flurschäden in Grenzen, da sich die Maschine im Vergleich zu normalen Minibaggern dem Untergrund anpassen kann.
Algenproblematik durch Regenwasser
Nun entstehen immer häufiger künstlich abgedichtete Teichanlagen, um Regenwasser nicht direkt in die Kanalisation zu leiten. Diese Anlagen sollen natürlich für das Straßenbild optisch aufwertend wirken und befinden sich oft in exponierten Lagen oder Parks. Gerade aber das Einleiten von Regen- und Oberflächenwasser macht diese Anlagen sensibel und pflegeintensiv.
Am Anfang steht oft die Algenproblematik. Denn Regenwasser ist sehr weich und durch das Oberflächenwasser gelangen sehr viel Nährstoffe, wie z. B. in Form von Blüten- und Verkehrsstaub, in das System. Hier ist es absolut notwendig das Wasser regelmäßig auf pH, Kh, Gh, P, Lf und Sauerstoffgehalt zu testen und mit den richtigen Hilfsmitteln einzustellen. Auch ist bis zu einem gewissen Punkt der Einsatz von Mikroorganismen eine Überlegung wert, da ja auch die Nährstoffe entsprechend abgebaut werden sollen.
Ausgesetzte Goldfische
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die Goldfischentsorgung und deren Vermehrung in Bezug auf das Thema Nährstoffe. Im Regelfall wird sich meist recht schnell ein üppiges Pflanzenwachstum einstellen, was dann zu einer anderen Art der Herausforderung wird.
Hier ist es im Herbst wichtig, abgestorbene Pflanzen abzuschneiden und eingetragenes Laub zu entnehmen. Röhrichtpflanzen bleiben bis zum Frühjahr (wenn der Teich auftaut) stehen, um eine Sauerstoffversorgung unter Wasser zu ermöglichen. Dies ist auch optisch ansprechender.
Je nach Größe und Tiefe der Anlage kann der Rückschnitt im Herbst und Frühjahr mit einer Wathose und einer Stabheckenschere oder eben von Hand erledigt werden. Hier kann man die Pflanzen am Grund sauber abschneiden, da die vielfache Praxis mit dem Abschneiden über der Eisdecke nicht korrekt ist. Gute Dienste leistet z. B. auch ein Rechen an einem 3-4 m langen Stiel. Damit lässt sich so einiges einfach aus dem Teich holen.
Im Frühjahr werden dann die restlichen abgestorbenen Pflanzen sowie Röhricht und Schilf geschnitten und auch nochmals Laub und andere Überreste des Winters entnommen. Bei diesen kleinen Anlagen ist es auch alle paar Jahre wichtig das Sediment zu entnehmen. Das kann sehr einfach mit einem größeren Teichsauger erfolgen.
Wird das vernachlässigt, verlandet (Eutrophierung) die Anlage zu schnell und durch die Wurzelbildung der Pflanzen lässt sich das Sediment fast nicht mehr entnehmen oder nur noch maschinell, was das Risiko einer Beschädigung der Abdichtung erhöht.
Gerade die Wurzelbildung und deren Widerstand gegen Reduktion bei einem gewissen Pflegerückstand ist nicht zu unterschätzen. Egal ob Seerose, Schilf oder andere Pflanzen: Hier sollte regelmäßig – idealerweise nach einem Teichsaugereinsatz – das Wurzelwachstum reduziert werden, damit sich die Pflanzen nicht unkontrolliert ausbreiten können und es zu unerwünschten Monokulturen kommt.
Der Autor
Jürgen Sepp
SEPP GaLa-Bau/Gewässer- u. Biotoppflege