TIPPS UND INFOS

Kommunale Bepflanzungen – Planung und Pflege

Text: Dr. Susanne Niemuth-Engelmann | Foto (Header): © ArTo – stock.adobe.com

Um das schwierige Gleichgewicht zwischen Wirtschaftlichkeit und Attraktivität bei der Begrünung kommunaler Flächen zu wahren, wird vielerorts auf ganzjährige Staudenbepflanzungen gesetzt. Wer mehr Farbe und Gestaltungsvarianten möchte, muss auch mehr Aufwand betreiben. Mit der richtigen Planung ist das machbar – und das Ergebnis lohnt die Mühe allemal.

Auszug aus:

der bauhofLeiter
Ausgabe Februar 2020
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In den letzten Jahren konnte man in Privatgärten einen Trend zu ganzjährigen Gräser- und Staudenbepflanzungen beobachten. In Deutschland war dieser Trend auch im öffentlichen Raum so einflussreich, dass der englische Gartenjournalist Stephen Lacey schon von einem „New German Style“ sprach. Eine Anlage aber, die diese Bezeichnung wirklich verdient, erfordert eine Menge Planung und gartenarchitektonisches Feingefühl. Die pragmatische Alternative bleibt nach wie vor eine jahreszeitgemäße Bepflanzung.

Was auf den ersten Blick pflege- und kostenintensiv scheint, kann bei genauer Betrachtung einfacher sein als eine ungeschickte Annäherung an den „New German Style“. Denn Tulpen und Narzissen in bunten Frühlingsfarben wirken schon an und für sich dekorativ und fröhlich. Man muss sie nicht zwingend in ein anspruchsvolles gartenarchitektonisches Konzept einbetten, um den Betrachter zu erfreuen. Doch oft sind die so bepflanzten Flächen nur von März bis spätestens Juni schön und liegen anschließend brach.

Um über zwölf Monate hinweg eine attraktive Gestaltung zu gewährleisten, ist mindestens zweimal im Jahr ein höherer gärtnerischer Aufwand erforderlich. Genau hier setzt eine gezielte Planung an.

 

Erst planen, dann pflanzen

Grundsätzliche Überlegungen stehen am Anfang jeder Planung. Zuallererst muss entschieden werden, ob die infrage kommenden Areale nur einmal im Jahr bepflanzt oder ob mehrmals im Jahr Verblühtes entfernt und neue Pflanzen eingesetzt werden sollen.

Weitere Fragen sind:

  • Wie groß ist die zu bepflanzende Fläche?
  • Welche Besonderheiten sind hinsichtlich
    • Lage (z. B. Hang, Wassernähe) und
    • Bodenbeschaffenheit (z. B. ph-Wert, Kalkzustand) zu berücksichtigen?
  • Daraus resultierend: Welche Blumen und Pflanzen kommen grundsätzlich infrage? Wo werden sie bezogen und wie weit sind die Anlieferwege?
  • An welchen Stellen ist die Zusammenarbeit des Bauhofs mit der Straßenmeisterei, der Stadtgärtnerei oder privaten Dienstleistern erforderlich?

Sind diese Fragen beantwortet, folgt die Planung der gartenarchitektonischen Gestaltung und der Pflege:

  • Welche Bodendecker, welche Blumen, welche Gräser und Gehölze werden welchen Bereichen der vorhandenen Fläche zugeordnet?

Also: Was soll wann und wo blühen bzw. grünen?

  • Mit welchen Blumen kann man länger planen? Welche verblühen rasch und/oder sind einjährig und müssen durch etwas anderes ersetzt werden?
  • Wann müssen die ausgewählten Sorten gepflanzt, wann und wie oft gedüngt und gegossen werden?
  • Sollen Teile der Fläche mit Rasen bepflanzt werden? Falls ja: Wann und wie oft muss dieser gedüngt, bewässert und von Unkraut befreit werden?
  • Wie oft und wann müssen die vorhandenen Büsche und Bäume gedüngt, bewässert und geschnitten werden?
  • Wieviel Manpower wird für die regelmäßige Pflege benötigt?

Gerade im kommunalen Bereich sollten nicht allein wirtschaftliche und gestalterische, sondern auch ökologische Gesichtspunkte eine Rolle spielen. Im Idealfall gehen die drei Aspekte eine sinnvolle Allianz ein. Bei der Pflanzenauswahl ist darum v. a. auf standortheimische (autochthone) Pflanzen zu setzen.

 

Planung mit einmaliger Bepflanzung für das gesamte Jahr

Möchte man nur einmal im Jahr pflanzen, sollten von Januar bis Dezember schöne Farbspiele und interessante Aspekte garantiert sein und die ausgewählten Pflanzen auch im verblühten Zustand dekorativ wirken. Dies erfordert am Anfang zwar einen höheren Planungsaufwand; im weiteren Jahreslauf muss man sich dann aber nur noch um Pflege und Erhalt kümmern.

Vollständig auf Stauden verzichten kann man bei ganzjähriger Bepflanzung tatsächlich kaum. Dabei muss man jedoch nicht nach den anspruchsvollen Prinzipien des eingangs erwähnten „New German Style“ gärtnern, sondern kann Stauden recht locker als Ergänzung zu Frühblühern, Zwerg- und Ziersträuchern sowie Immergrünen einsetzen.

Frühling

Frühblühende Zwiebelblumen, wie

  • Schneeglöckchen (Galanthus nivalis),
  • Sternhyazinthe (Chionodoxa),
  • Märzenbecher (Leucojum vernum) oder
  • Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus),

zaubern auf eine größere Beetfläche, z. B. in der Mitte einer Verkehrsinsel, schon sehr früh im Jahr einen bunten Blütenteppich, dem selbst Schneereste nichts anhaben können. Die Zwiebeln müssen im Spätsommer oder Herbst gesetzt werden. Wildsorten bilden meist kleinere Blüten aus als gezüchtete Sorten, machen aber am wenigsten Arbeit, da sich selbst weiter aussäen.

Weitere Frühblüher, die sich zum Verwildern eignen, sind

  • Blausternchen (Scilla siberica),
  • Schachbrettblume (Fritillaria meleagris),
  • Traubenhyazinthe (Muscari azureum) und Lerchensporn (Corydalis solida).

Gut geeignet für öffentliche Parkanlagen ist auch der gelbe Winterling (Eranthis hyemalis), dessen Blüten sich bei Sonnenschein öffnen – für Betrachter ein wunderhübsches Schauspiel.

Tulpen, Narzissen und Orientalische Christrosen (Helleborus Orientalis) kommen etwas später hinzu. Die Christrose ist ein blütenstarker Blickfang, der durch seine Blühdauer von Ende Januar bis Juni überzeugt. Auch sie vermehrt sich selbst und bildet von Jahr zu Jahr üppigere Teppiche aus.

Als Randbepflanzung größerer Beete eignen sich kleine Zierobstarten oder Wildobstbäume wie die Kornelkirsche (Cornus mas) mit ihrer gelben Blütenpracht.

Sommer

Endet die Blütezeit der Frühblüher, empfiehlt sich die Unterpflanzung der Zwiebelblumen mit Stauden, deren Blätter im Sommer ihr vergilbendes Laub verdecken.

Besonders schöne Blattschmuckstauden sind

  • Funkie (Hosta),
  • Elfenblume (Epimedium x perralchicum ‘Frohnleiten‘),
  • Purpurglöckchen (Heuchera) und
  • Frauenmantel (Alchemilla spec.).

Auch attraktive Kräuter wie Salbei (Salvia) und Lavendel (Lavandula angustifolia) eignen sich zur Unterpflanzung von Frühlingsblühern. Der samtig-grüne Blattschmuck des Salbeis breitet sich rasch aus und erfüllt dieselbe Funktion wie die Blätter der Schmuckstauden. Salbei ist allerdings nicht winterhart und muss im Spätherbst mit Reisig oder Vlies geschützt werden.

Herbst und Winter

Die Stauden, die im Sommer blühen oder bereits zu diesem Zeitpunkt mit schönem Blattschmuck punkten, behalten auch im Herbst und Winter ihre Attraktivität. Hinzu kommen immergrüne Gehölze, wie

  • Buchsbaum (Buxus sempervirens),
  • Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) oder
  • Eibe (Taxus).

Sie sind Klassiker für eine ganzjährige Bepflanzung.

Im Frühjahr und Sommer bilden sie einen dezenten Rahmen und Hintergrund für die bunten Blüten. Im Winter übernehmen sie die Hauptrolle und strukturieren Beete und Freiflächen – besonders schön, wenn sie zu Kugeln oder Kegeln geschnitten werden. Hier muss zusätzliche Manpower für den Formschnitt eingeplant werden.

Wo der Platz dafür ausreicht, setzen markante Solitärgehölze wie der Sibirische Hartriegel (Cornus alba ‘Sibirica‘) mit seinem roten Stamm zusätzliche Akzente.

 

Planung mit mehrfacher Neubepflanzung im Jahreslauf

Wer den Zeitaufwand für mehrfache Neubepflanzung einplanen kann, darf hinsichtlich Blütenfülle und Farbenpracht aus dem Vollen schöpfen. Das muss nicht zwangsläufig teurer werden, denn gerade viele der Ein- bis Zweijährigen gehören zu den preisgünstigeren Blumen – wobei ein echter Preisvergleich natürlich erst bei einer Kalkulation über mehrere Jahre hinweg möglich ist.

Diese Variante bietet die Möglichkeit, von der ursprünglichen Planung abzuweichen, etwa wenn man kurzfristig auf ein günstiges Preisangebot reagieren möchte. Auch auf unvorhergesehene Wetterbedingungen kann man mit der mehrfachen Neubepflanzung flexibler antworten – angesichts der Auswirkungen des Klimawandels leider ein nicht mehr zu unterschätzender Faktor.

Sind nicht Beetflächen, sondern Kübel, Töpfe oder bepflanzte Sitzbänke zu gestalten, wird man sich fast immer für diese Variante entscheiden.

Frühling

Die Primel (Primula Veris) leuchtet schon früh im Jahr in allen Farben. Eine empfehlenswerte robuste Sorte ist die Berg- oder Teppichprimel (Primula pruhoniciana), die sich im Frühling, aber auch schon im vorangegangenen Herbst auspflanzen lässt. Der Pflegeaufwand ist minimal, es müssen lediglich abgeblühte Pflanzenteile regelmäßig entfernt werden.

Ergänzt werden können Primeln mit ebenso farbenfrohen

  • Hornveilchen (Viola cornuta),
  • Maßliebchen (Bellis perennis),
  • Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis) und
  • Ranunkeln (Ranunculus asiaticus).

Sommer

Studentenblumen (Tagetes) gehören wie Ringelblumen (Calendula officinalis) und Löwenmaul (Antirrhinum majus) zu den Klassikern im öffentlichen Raum. Werden sie mittig in Kübel gesetzt, so fügt man als Randbepflanzung etwas Hängendes wie z. B.

  • Petunie (Petunia),
  • Hängegeranie (Pelargonium peltatum) oder
  • Elfenspiegel (Nemesia) hinzu

– fertig ist eine attraktive Bepflanzung bis zum Herbst.

Ein großes Beet kann man alternativ auch mit Kletterpflanzen aufwerten, wenn man, idealerweise im Zentrum des Beetes, vertikale Rankhilfen installiert. Hier sind z. B.

  • die Schwarzäugige Susanne (Thunbergia alata),
  • aber auch Wicken (Vicia) und
  • das Kletternde Löwenmäulchen (Asarina scandens)

denkbar. Sie überzeugen durch ihre große Wuchsgeschwindigkeit, müssen jedoch schon Anfang des Jahres mitgedacht und zwischen die Frühlingsblüher gesetzt werden, um im Sommer in voller Pracht zu blühen.

Herbst und Winter

Bei mehrfacher Neubepflanzung kann man auch im Herbst mit Farben und Opulenz auftrumpfen. Die einjährige Sommeraster (Callistephus chinensis) wird ab Juli ausgepflanzt und blüht bis in den Oktober. Farbenfroh und dekorativ sind auch Zwergdahlien (Dahlia variabilis), die bis zum ersten Frost blühen.

Wer im Spätsommer schon das Herbst-Alpenveilchen (Cyclamen heredifolium) pflanzt, kann sich bis Oktober an der Blüte der winterharten Pflanze erfreuen. Den ganzen Winter über schmückt sie dann das Beet mit ihren grünen Blättern.

Zu den beliebtesten Winterblühern gehört außerdem die winterharte Erika (Erica darleyensis), die von Ende Oktober bis März blüht. Ihre Pflanzung ist somit eine besonders pflegeleichte Möglichkeit, den Winter zu überbrücken – bis der Kreislauf wieder mit frühlingshaften Primeln, Bellis & Co. von vorn beginnt.

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